Familie Bohnenbaum: Der Ruf nach Hollywood


DIE BOHNENBAUMS AUF DER SUCHE NACH NOCH MEHR GLAMOUR MIT DEN MITTELN DES KINOS.
Did you ever see a movie
Where Humphrey Bogart lost a fight.

Where Jayne Mansfield was all nude.
And where James Dean got really wild.
Good old Hollywood is dying.
Good old Hollywood is crying.
Good old Hollywood is dead.

(Musik: Waterloo & Robinson / Lyrics: Christian Kolonovits)

So kam es, dass eines Tages das Telefon bei ihnen klingelte. Hollywood war in der Leitung. Auch dort hatte man ihr nahezu unermessliches Potenzial und ihre internationale Strahlkraft erkannt, verfolgte ihre Karriere und hatte endlich den Stoff gefunden, der wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge (in der ironisierenden Variante) zu ihnen passte. Die Geschichte der Familie Beantree.
In besagtem Hause Beantree hatte sich vor etlichen Jahrzehnten ein Fall von Mord & Totschlag zugetragen. Leidtragender der unerfreulichen Vorkommnisse war der zu seinen Zeiten gefeierte Jockey Walt Beantree Jr., der eines Tages erschossen in seinem eigenen Pool (hier Teich) gefunden wurde. Am Tag des dramatischen Geschehens waren alle Beantrees zu einem Familientreffen auf einer ihrer Ranches irgendwo westlich des Mississippi versammelt. Und bei diesem Beisammensein ging es wohl auch darum, ein paar unangenehme Wahrheiten auszusprechen, was bei Familientreffen bekanntlich gern mal vermieden wird, so notwendig und angebracht es auch sein mag. Das gesellschaftliche Ansehen der einst überregional geachteten Beantrees war damals bereits auf dem absteigenden Ast, das einst beträchtliche Vermögen weitgehend verschwunden. Walt Jr., der bis zu jenem Tag älteste Beantree, war körperlich nicht mehr in der Verfassung, als Jockey zu reüssieren, wollte es aber nicht wahrhaben und begriff sich selbst als unsterbliche Legende. Sein Zwillingsbruder Wolf Beantree, ein alternder Gigolo, sah das realistischer, war Walt Jr. aber zeitlebens in einer Mischung aus Hass & Liebe verbunden, die mitunter auch schon zu der einen oder anderen Rangelei geführt hatte. Ihre Halbschwester Helena-Sofie Beantree verfolgte eine seit Jahrzehnten von jeglichem Erfolg verschonte Karriere als Gesangs-Performerin, die sie zwar mehrfach rund um den Globus geführt, allerdings wesentlich mehr Geld und Anerkennung gekostet als eingebracht hatte. Die gemeinsame, bereits neunmal geschiedene Ex-Ex-Schwägerin Nina-Sue Beantree-Schwarzenhauer-Scott, emotional wie finanziell von den Beantrees abhängig, hatte sich mit Leib und Seele dem Champagner (so keiner verfügbar, Gin-Tonic) verschrieben. Rosa-Reese Beantree, Tochter des in den Weiten der Antarktis als Pinguinkot-Forscher verschollenen Bruders Humphrey, war von ausnahmslos allen acht Ivy League-Universitäten, die da wären Harvard, Yale, Princeton, UPenn, Dartmouth, Brown, Cornell und Columbia, verbannt worden, ohne irgendein wie auch immer geartetes Wissen, geschweige denn einen einzigen Abschluss vorweisen zu können. Mitgebracht hatte sie Elonia McCormack, eine aus Schottland (wie man sieht) stammende Studienkollegin, mit der sie an sieben von acht Ivy-League-Unis das Zimmer geteilt hatte, womit sich jeder weitere Kommentar erübrigt. Und alle brauchten Geld, das Walt Jr. allerdings nicht mehr hatte.

Nun ist bekannt - das Kino erzählt hier nicht die ganze Wahrheit -, dass Gewaltverbrechen nur in den allerallerseltensten Fällen von auffällig böse grinsenden Serienmördern verübt werden. Nein, viel gefährlicher als die dunkle Seitengasse ist das traute Heim. »Jeder Mensch kann einen Mord begehen, wenn sie ihm die Gründe dafür mitgeben, was verhältnismäßig leicht ist.«[1]Um diesen Gründen auf die Spur zu kommen, hatte das lokale Police Department seinen vermeintlich besten Detektiv zu den Beantrees geschickt, einen gewissen Lieutenant John Piccione. Ein Mann, der sich nicht zu schade dafür war, unter jedem Aschenbecher und hinter jeder Brennnessel nach Hinweisen, die zur Lösung eines Falls beitragen könnten, zu suchen.

Gehen wir mal davon aus, dass es ihnen ebenso geht wie den Schlaumeiern aus Hollywood. Die Story schreit nach den Bohnenbaums. Die Rollen sind ihnen auf den Leib geschrieben. Aber die Bohnenbaums sind anspruchsvoll. Erfreuliche Ergebnisse entstehen ihrer bewusst unbescheidenen Meinung nach nur in einem ko-evolutionären, dynamischen Prozess, der wiederum nach Räumen, Materialien und Werkzeugen verlangt, die Teil des kreativen Motors und nicht nur hübsche Staffage sind. Jeder Baum und jeder Strauch, jeder Tisch und jeder Sessel, die Farben, Formen und Gerüche, das Styling und Make-Up, ja selbst die Drinks, die sie sich gönnten, mussten passen. Nachdem geschätzte 22 sogenannte Location Scouts nicht die Räume fanden, die die Bohnenbaums brauchten, sie selbst nahezu 80 auf alle Kontinente verteilte Orte besichtigt hatten, stießen sie schließlich auf dieses (naturgemäß von Kramer und Kramer gestaltete, Anm.d.Red.) entzückend großzügige Anwesen. Auch für den Laien unschwer zu erkennen, passt hier alles. Das erkannte man auch in Hollywood und quartierte die Bohnenbaum für 60 Tage vor Ort ein. Zur Seite stellte man ihnen den jungen, durchaus aufstrebenden Regisseur und Kameramann Friedolien F. und die immerfreundliche Inna I., die Sorge für die über alle Maßen gepflegte äußere Erscheinung der Beantrees trug.

Um dem Erfolg an den Kinokassen nicht im Weg zu stehen, sei an dieser Stelle allerdings nicht zu viel verraten. Meist ist es ja der Gärtner. Nur so viel noch: Logisch ist das Ganze nicht. Aber gewöhnen wir uns daran: Irgendwas passiert immer. Aber sehen, verstehen und akzeptieren wir es auch?


[1] Zitiert nach: Derrick, Folge 108 - Dr. Römer und der Mann des Jahres, ZDF-Erstausstrahlung: 30.12.1983 (Thema: Künstliche Intelligenz, online verfügbar.)

FACTSHEET

Architektur: DieBauKooperative
Gartenfläche:
40 ha
Möbel: Paola Lenti, Stefan Knopp, Steininger Designers, Mood
Ausstattung: Naturpool, Holzdeck, Trittplatten, Splittpflanzflächen, Rasenflächen, Formgehölze, Outdoor-Küche, Grillplatz, Showbühne, Soccer Cord
Beleuchtung:
Paola Lenti, Davide Groppi
Bepflanzung:
Rhododendren uniqueTrees®, Felsenbirnen, Magnolien, Winterblüten, Steineichen, Olivenbäume, Schirmföhren, Obstbäume, Hortensienhaine, Gräserfelder, Weinstöcke
Pflanztöpfe: Domani, Atelier Vierkant